Veröffentlicht am 20. Januar 2016
Offener Brief an MEBO Sicherheit
Im Zusammenhang der Proteste gegen die Geschäftspartner von LPT wurde auch das Unternehmen MEBO Sicherheit Adressat von Protestaktionen. Als Reaktion veröffentlichte MEBO vertreten durch seinen Geschäftsführer einen Brief an eine einzelne Aktivistin, zu dem wir hiermit öffentlich Stellung nehmen:
Sehr geehrter Herr Bonkowski,
Im Zuge der Proteste gegen Ihr Unternehmen haben Sie einen öffentlichen Brief an eine Tierrechtsaktivistin verfasst. Auch wenn die LPT-Schließen Kampagne in diesem Brief nicht direkt angesprochen wird, so sehen wir uns hiervon ebenfalls adressiert und möchten hierzu gerne Stellung beziehen. Es geht uns hier insbesondere um Ihre Position, als Geschäftspartner eines Tierversuchslabors seien sie nicht in die Verantwortung zu nehmen.
Uns ist durchaus bewusst, dass Unternehmen ihr Handeln an ökonomischen Kriterien ausrichten. Doch sind auch wirtschaftliche Akteure nicht von ihrer Verantwortung für gesellschaftliche, politische und ethische Fragen entbunden, und können ihre unternehmerischen Entscheidungen, z.B. die Wahl der Geschäftspartner, entsprechend daran orientieren. Die Frage, ob mit einem Unternehmen kooperiert wird, das systematisch Gewalt an Tieren verübt, fällt ebenfalls in diesen Bereich. Tierversuche wie bei LPT können nur durchgeführt werden, solange Lieferanten, Dienstleister und Geschäftspartner ihre Beihilfe dazu leisten, und hier das Leiden und den Tod unzähliger Individuen bewusst in Kauf nehmen.
Ökonomische Aspekte sowie Verantwortung gegenüber MitarbeiterInnen, stellen keine Rechtfertigung dafür dar, Werturteile beim Abschließen von Aufträgen und dem Führen von Geschäftsbeziehungen nicht mit einzubeziehen. Dies demonstrierte unlängst auch ein Berliner Zaunhersteller, der aus Rücksicht auf das Leben und die Sicherheit von flüchtenden Menschen den Auftrag ablehnte, sog. Nato-Draht für einen Grenzzaun nach Ungarn zu liefern. Sie schreiben in Ihrem Brief, dass es Umstände gebe, “denen man sich fügen und Kompromisse schließen” müsse. Die Tatsache, dass unzählige Tiere Tag für Tag in Versuchslaboren schlimmste Torturen erleiden und letztendlich dort sterben, stellt unseres Erachtens keinen Umstand dar, dem man sich fügen muss, sondern einen, gegen den man ankämpfen und sich erheben muss. Sie bagatellisieren das Leiden der Tiere somit durch Ihren Versuch, sich aus der Verantwortung zu ziehen und indem Sie Ihre wirtschaftliche Expansion über grundlegende moralische Maßstäbe stellen.
Zur Frage der Wahl des Standortes für unsere bisherigen Proteste: Sie wiesen im Zuge der Einstellung des öffentlichen Briefes auf Ihrer Homepage darauf hin, dass LPT nur Kunde der Mebo Sicherheit GmbH (mit Sitz in Bad Segeberg), nicht aber der Mebo Hamburg GmbH sei. Auf Ihrer Homepage werden die Mebo Sicherheit GmbH und die Mebo Hamburg GmbH als verschiedene Standorte des Unternehmens aufgeführt, was ein Zusammengehören nahelegt. Da Sie außerdem Geschäftsführer – und letztlich Verantwortlicher – beider Standorte sind, sehen wir es als legitim an, auch am Standort Hamburg gegen Ihre Geschäftspolitik zu demonstrieren – selbst wenn die Aufträge für LPT lediglich aus Bad Segeberg ausgeführt werden sollten.
Wir fordern Sie nachdrücklich dazu auf, die Geschäftsbeziehungen zu LPT zu beenden. Solange dies nicht erfolgt, wird die Mebo Sicherheit GmbH weiterhin Adressatin von Protesten im Rahmen der LPT-Schliessen Kampagne bleiben.
Mit freundlichen Grüßen